Neues von der GFB
Stadtspaziergang - ein erster Schritt zu mehr Barrierefreiheit in Hachenburg
Bordsteine, Treppenstufen oder leichtes Gefälle auf dem Gehweg – für die meisten von uns stellt dies keine Herausforderung dar. Doch für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger, welche auf Gehhilfe oder Rollstuhl angewiesen sind, können solche Hindernisse zu teils unüberwindbaren Barrieren werden. Dadurch werden Menschen mit Behinderung nicht nur in ihrer Mobilität eingeschränkt, sondern können auch viele selbstverständliche Angebote, wie den Besuch in der Eisdiele oder Optiker gar nicht oder nur mit Einschränkungen wahrnehmen.
Gemeinsam mit unseren Bewohnern Harald Schwarz und Anke Dapprich machten sich Stadtbürgermeister Stefan Leukel und Citymanagerin Timea Zimmer am 3. Juli auf den Weg, um eben solche Barrieren ausfindig zu machen. Begleitet wurden sie dabei von dem Einrichtungsleiter unserer Wohnstätte Nisterpfad, Ralf Deelsma, und unserem Geschäftsführer Mario Habrecht. Unterstützend nahmen zudem Romaray Vogel als Öffentlichkeitsbeauftragte der GFB sowie die neue Quartiersmanagerin der Caritas Nora Bast teil.
Der Stadtspaziergang führte die Gruppe von der Wohnstätte Nisterpfad in Richtung Graf-Heinrich-Straße und Neumarkt, weiter über Innenstadt zum Burggarten und über den Alexanderring wieder zurück zur Wohnstätte. Auf der Route machten Harald und Anke auf zahlreiche Stellen aufmerksam, welche entweder eine Gefahr darstellen oder sogar nur mit Assistenz überwindbar sind. Um sich persönlich von der Herausforderung zu überzeugen, setzte sich Stadtbürgermeister Stefan Leukel sogar selbst in einen manuellen Rollstuhl. „Erst durch den Selbstversuch wird einem deutlich, wie eingeschränkt man dann ist und wie selbst ein kleiner Bordstein zur unüberwindbaren Herausforderung wird“, betont er. Eine Stelle erwies sich dabei als besonders knifflig: Auf dem Weg Richtung Burggarten wiesen die beiden Bewohner darauf hin, dass der schmale Gehweg entlang des Kreuzungsbereichs Alexanderring, Leipziger Straße und Borngasse für sie im Rollstuhl deutlich zu schmal, dazu abschüssig ist und zudem noch Schlaglöcher aufweist. Ein sicheres Passieren ist hier nicht möglich und die Bewohner müssen für einen Besuch in der Parkanlage den langen Umweg unten über den Parkplatz am Burggarten in Kauf nehmen.
Aber auch in der Fußgängerzone machte Harald auf Schwachstellen aufmerksam. So verfügt nahezu jedes Geschäft über eine kleine Stufe oder Treppen. Auch wenn die Eigentümer und Angestellten in den Geschäften stets hilfsbereit sind, erschwert sich dadurch für ihn die Erledigung von üblichen Geschäften. Hat er beispielsweise einen Termin beim Optiker, muss er diesen sprichwörtlich auf der Straße vor dem Geschäft wahrnehmen, was teils sehr unangenehm für ihn selbst sein kann.
Andersherum möchte Ralf Deelsma auch darauf aufmerksam machen, dass die Bewohner durchaus zu mehr in der Lage sind, als manch einer es ihnen auf den ersten Blick zutraut. So ist es durchaus wichtig Assistenz anzubieten, jedoch müssen nicht alle Mitbürger*innen gleichermaßen „bemuttert“ werden. Barrierefreiheit muss daher auch in den Köpfen sensibilisiert werden, um einen aktiven Inklusionsgedanken leben zu können.
Trotz der Herausforderungen besuchen die Bewohner der Wohnstätte Nisterpfad die Innenstadt sehr gerne und freuen sich, dass auch Potentiale in Sicht sind. Seit dem Umbau des Burggartens beispielsweise, ist dieser auch für Mitbürger*innen im Rollstuhl bequem zu passieren. Daher ist es wichtig, dass bei zukünftigen Projekten auch Inklusionsbeauftragte mit in die Planung involviert werden, sodass potentielle Hindernisse entsprechend berücksichtigt werden können.
Am Ende des Rundgangs bedankte sich Stefan Leukel nicht nur für die gute Zusammenarbeit und den ausführlichen Einblick in die bestehenden Herausforderungen, er versprach auch die angesprochenen Barrieren zeitnah anzugehen und Lösungen zu finden. Denn das Ziel ist es Hachenburg für jeden attraktiv zu gestalten!
Text: Stadt Hachenburg
Wir haben den Text mit freundlicher Genehmigung übernommen und veröffentlichen ihn in etwas abgeänderter Fassung.
Fotos: Stadt und GFB
Foto: v.l.n.r.: Ralf Deelsma, Anke Dapprich, Mario Habrecht, Harald Schwarz, Stefan Leukel, Nora Bast